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Guter Hirte der Oberschlesier

Trauer um den Apostolischen Pronotator Paul Pyrchalla


Am 22. August 2023 verstarb in Hindenburg im Alter von 91 Jahren der apostolische Pronotator Paul Pyrchalla. Wegen seiner unbeugsamen Haltung und Unterstützung der schikanierten Bevölkerungsgruppen in der Zeit des Kommunismus war er unter den Gläubigen beliebt und von dem Regime stets als gefährlicher Gegner betrachtet. Mit seinem Tod verliert die katholische Kirche in Oberschlesien einen prinzipientreuen Vertreter und wichtigen Zeugen der regionalen Geschichte.


Paul Pyrchalla wurde 1932 in Dortmund geboren. Der Sohn eines Oberschlesiers und einer Münsterländerin kam als Zehnjähriger zum ersten Mal in die Heimat seines Vaters. Nach einem großen Luftangriff auf das Ruhrgebiet im Mai 1943 Jahres mussten auf Anordnung des Oberbürgermeisters alle Kinder Dortmund verlassen. So wurde Pyrchalla damals zu einer Schwester seines Vaters in die Nähe von Loslau im südlichen Oberschlesien geschickt.


Im Mai 1945 wurde die Gegend um Loslau zunächst von den Sowjets erobert und dann von der polnisch-kommunistischen Verwaltung übernommen. Von dem Sohn eines polnischen Aufständischen als Reichsdeutscher angezeigt, wurde Pyrchalla von der polnischen Miliz festgenommen. Da er aber mittlerweile des oberschlesischen Dialekts mächtig war, konnte er sich während des Verhörs verständigen und wurde von den Milizionären als „Westfalen-Pole“ einklassifiziert. Dadurch entging er der Internierung in einem Lager für Deutsche.


Die kommunistischen Behörden betrachteten Pyrchalla von Anfang an als einen „Gegner des Systems, der Kontakte zu deutschen Revanchisten pflegte“ – so ein wörtlicher Zitat aus den Akten des Sicherheitsdienstes. Er gehörte zu den Geistlichen, die immer ihren Prinzipien treu blieben und sich nie einschüchtern ließen. Wie er nach der politischen Wende betonte, hatte sein Engagement damals in einer besonderen Weise den beiden benachteiligten Gruppen gegolten: den einheimischen Oberschlesiern und den 1945 aus den von der Sowjetunion annektierten Ostgebieten der Zweiten Republik ausgesiedelten Polen. Eine Erwähnung verdient auch der Einsatz des Geistlichen für die verfolgten und inhaftierten Oppositionellen in den 1980er Jahren.


Pfarrer Paul Pyrchalla fand auf dem Friedhof der Gemeinde St. Josef in Hindenburg, die er über Jahrzehnte betreute, seine letzte Ruhestätte.


In "Schlesien heute" Nr. 10/2023 wird ein ausführlicher Beitrag zu Pfarrer Paul Pyrchalla von Dawid Smolorz erscheinen.



Pfarrer Paul Pyrchalla (1932-2023)
​Quelle: Facebook-Account der Pfarrgemeinde St. Josef in Hindenburg






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