Foto: Alfred Theisen
Laut tschechischem Statistikamt (ČSÚ) in Prag wurden im vergangenen Jahr im Nachbarland nur noch 84.311 Kinder geboren. So wenig waren es noch nie seit der Staatsgründung 1993. Der abnehmende Trend halte schon seit drei Jahren an und erreiche nun einen historischen Tiefstand, der bislang bei lediglich 89.000 Geburten im Jahr 1999 lag.
In den aktuellen Zahlen würden sich auch die schwachen Geburtenjahrgänge nach der Samtenen Revolution 1989 widerspiegeln, denn es gebe derzeit weniger Menschen die eine Elternschaft eingehen könnten. Hinzu kämen wachsende Zukunftsängste, denn ein Hauptgrund für die Ablehnung von Kindern ist den Statistikern zufolge die wirtschaftliche Unsicherheit. Eine große Rolle spielen laut Filip Vrána, Sprecher des soziologischen Instituts SYRI, zudem Bedenken wegen des Klimawandels und des Krieges in der Ukraine.
Die sinkende Geburtenrate von 1,37 mit einem Minus von 27.900 wurde 2024 durch den Zuzug von 36.800 Menschen aus dem Ausland ausgeglichen. Derzeit würden auf dem Gebiet Tschechiens 10,91 Millionen Menschen leben. In seiner Prognose rechnet das Statistikamt allerdings wieder mit einem leichten Rückgang der Einwohnerzahl auf knapp 10,7 Millionen im Jahr 2050. Es wird nämlich angenommen, dass 60 Prozent der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine – die derzeit größte Ausländergruppe im Land – wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Eine ähnliche Entwicklung existiert seit vielen Jahren in Deutschland ab, wo die Geburtenrate derzeit bei 1,35 liegt, wobei in Westdeutschland bis zu 50 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund haben.
Zukunftsängste dominieren Kinderfreuden nicht nur in Tschechien.