Kathedrale in Liegnitz Foto: Grzywacz
Ende August 2025 wurden die Renovierungsarbeiten im Sitzungssaal des Stadtrats in Liegnitz/Legnica abgeschlossen. Für die Dauer der Arbeiten wurde ein dort an der Wand hängendes Kreuz entfernt. Nach Abschluss der Renovierung wurde es nicht wieder aufgehängt. Dies ist eine bewusste Entscheidung des Stadtpräsidenten Maciej Kupaj. Das Kreuz wird jetzt in einem Schrank im Rathaus aufbewahrt und wird nicht an seinen alten Platz zurückkehren. Das Fehlen des Kreuzes wurde sofort von den Stadträten der Partei Recht und Gerechtigkeit bemerkt. Sie waren empört.
Der Stadtrat der Recht und Gerechtigkeit/PiS-Fraktion Adam Wierzbicki betonte, dass dieses Kreuz fehle, und es für ihn ein wichtiges Element im täglichen Leben und als Stadtrat sei, um nach eigenem Gewissen zu handeln, niemanden zu beleidigen und im Einklang mit einer gewissen katholischen Idee zu sein. Er bat den Stadtpräsidenten, das Fehlen dieses Kreuzes zu erklären.
Die Verfassung der Republik Polen verpflichte in Artikel 25 Absatz 2 die Behörden zur Unparteilichkeit in Fragen der religiösen, weltanschaulichen und philosophischen Überzeugungen und gewährleiste die Freiheit ihrer Äußerung im öffentlichen Leben, so die Antwort des Stadtpräsidenten von Liegnitz/Legnica, Maciej Kupaj von der Bürgerkoalition/KO.
Das Kreuz hing seit sieben Legislaturperioden im Sitzungssaal des Stadtrats. Es wurde von den Stadträten selbst finanziert. Derzeit befinden sich nur noch das Staatswappen und das Liegnitzer Stadtwappen an der Wand.
Die erste Stadt in Polen, deren Behörden das Aufhängen von Kreuzen in Ämtern und das Ausstellen religiöser Symbole auf den Schreibtischen der Beamten verboten haben, war Warschau. Die entsprechende Verordnung wurde im Mai 2024 vom Stadtpräsidenten Rafał Trzaskowski unterzeichnet. „Alle von der Behörde organisierten Veranstaltungen müssen säkularer Natur sein – ohne Gebete, Gottesdienste oder Weihen”, lautete die Begründung.
Die Linke in Breslau beschloss „gute Vorbilder” nachzuahmen. Im Juni 2025 wurde während einer Sitzung ein Entwurf für einen Appell an den Stadtpräsidenten der Hauptstadt Niederschlesiens zur religiösen Neutralität vorgelegt und angenommen. (mi)
Mehr Meldungen und Beiträge aus Schlesien & Polen im 64 Seiten starken Monatsmagazin "Schlesien heute" als Print- oder Digitalabo. Jetzt bestellen!